Exklusiv-Interview mit Elke Heidenreich
von Vincenzo Delle Donne, Frankfurt
Frau Heidenreich, Italien war auf der 76. Frankfurter Buchmesse Gastland. Was bedeutet Italien für Sie?
Für mich ist es das schönste Land in Europa. Ich bin sehr, sehr oft in Italien gewesen und ich liebe alles: Ich liebe die Sprache, die Architektur, das Licht, die Musik, die Küche. Aber ich sehe mit blutendem Herzen, was aus Italien wird: einerseits politisch, aber andererseits auch durch Umweltzerstörungen, wie vieles verfällt, was wir geliebt haben, wie vieles den Bach runtergeht, weil wir es nicht gepflegt haben. Also, Italien ist dabei, mir das Herz zu brechen.
Sie sprechen sehr gut Italienisch. Wo haben Sie die Sprache gelernt?
Non parlo tanto bene! (Ich spreche nicht so gut). Ich habe es lernen müssen, weil mein Mann und ich viele Jahre ein kleines Haus in den Bergen in der Nähe von Val Cavagna hatten: hoch oben zwischen Comer und Luganer See. Da sprach kein Mensch Deutsch, und wir mussten es lernen. Als erstes habe ich alle Flüche gelernt, die es gibt. Unsere Handwerker haben immer geflucht, und ich konnte die schrecklichsten Dinge sagen, später auch die schönen.
Von 1786 bis 1788 machte Goethe seine fast zwei Jahre währende Italien-Reise, auf der er auf den Spuren der Antike wandelte. Der Geheimrat war in einer Schaffenskrise und fand in Italien seine Inspiration wieder. Unter anderem auch durch die Liebesnächte mit einer phantomatischen Faustina, deren Identität bis heute ein großes Geheimnis ist. Wann fand Ihre erste italienische Reise statt und was bewirkte sie in Ihnen?
Das kann ich Ihnen genau sagen. Ich bin mit 16 Jahren mit einem billigen Studentensonderzug nach Rom gefahren und habe in der Via Alessandro Farnese gewohnt. Bei evangelischen Schwestern, bei denen ich gut aufgehoben war. Da konnte ich tagsüber durch Rom stromern und ich wurde gut bewacht, dass mir nichts passierte - mit Liebhabern wie Goethe. Da habe ich einen jungen Mann aus einer Reisegruppe kennengelernt, mich ein bisschen in ihn verliebt, er war 17 oder 18. Und er sagte, wir haben morgen mit unserer Gruppe eine Audienz beim Papst. Das war Giovanni XXIII, il Papa buono! Dann habe ich gedacht: Da gehe ich mit, und er hat mich gesegnet: D.h. er hat uns alle gesegnet. Dann habe ich gedacht: Jetzt bin ich vom Papst gesegnet, jetzt muss ich gucken, wo der Papst wohnt, und bin in den Petersdom gegangen. Und da ist gleich rechts, wenn man reinkommt, die Pietà von Michelangelo. Ich habe nie in meinem Leben was Erschütternderes erlebt und so was Schöneres gesehen als diese Frau, die ihren toten Sohn hält und weint. Alles ist aus Stein. Wie kann man so etwas aus Stein machen? Ich habe meinen Kopf an ihr angelehnt und geweint. Dann kam ein Aufpasser und sagte: „Was haben Sie, signorina? Warum weinen Sie?“ Ich habe dann auf die Statue gezeigt, die mich so erschüttertet hat, und er sagte: „Sì, Michelangelo!“ Das habe ich nie in meinem Leben vergessen! Das war mein stärkster Eindruck in Italien, und da fing die Liebe zu Italien an. Seitdem war ich fast jedes Jahr dort. .........
Das Cinquecento in Ferrara
von Susanne Delle Donne
Dass Ferrara neben Florenz, Venedig und Rom auch ein Zentrum der Renaissance-Kunst war, ist selbst vielen Kunsthistorikern ein Novum. Das Geld bei Patriziern und Kirchenfürsten saß zwar in der Stadt am Unterlauf des Po nicht so locker wie anderswo. Doch dem Kunstsachverstand von Isabella d’Este und der Überzeugungskunst ihres Bruders Alfonso I d’Este ist es zu verdanken, dass die lokalen Werkstätten mit den Großen ihrer Zeit konkurrieren konnten. Die Ausstellung "IL CINQUECENTO A FERRARA: Mazzolino, Ortolano, Garofalo, Dosso" wirft ein neues Licht auf die Renaissance-Künstler dieser Stadt und ist bis zum 16. Februar 2025 im Palazzo dei Diamanti zu sehen.
Kunstbiennale Venedig: Am Puls der Zeit
von Vincenzo Delle Donne, Venedig
Ausstellung im Dogenpalast zu Marco Polos 700. Todestag
Von Vincenzo Delle Donne, Venedig
Wer war Marco Polo? Ein Reisender, ein Schriftsteller, ein Botschafter oder ein Präfekt am Hofe des großen und gefürchteten chinesischen Großkahns? Ein illustrer Händler, der einer venezianischen Patrizier-Familie angehörte? Oder war er vielleicht nichts von alledem und doch nur ein Hochstapler und Hasardeur, der eine unglaubliche Reise erfand, die ihm ein bescheidenes Vermögen und einen Platz in den Annalen der Geschichte einbrachte? Benutzte er womöglich Vorlagen anderer Abenteurer für seine Darstellung der Reise, die ihn angeblich über Anatolien, Armenien, Bagdad, Persien, die Wüste Gobi, den Gelben Fluss bis nach Khanbaliq, wie das antike Peking damals hieß, führte und insgesamt dreieinhalb Jahre dauerte? Eine Ausstellung im Dogenpalast von Venedig, die am 6. April eröffnet wurde bis zum 30. September 2024 läuft, bringt wenig Licht in dessen biographische Dunkelheit. ...
Venedig: Weihnachtskonzert im Markus-Dom
Von Vincenzo Delle Donne, Venedig
Es gibt Orte, deren Aura sie zu einzigartigen Musiktempel prädestiniert. Der Markus-Dom mit seinen seit jahrhundertealten strahlenden Mosaiken gehört sicherlich dazu. Alle Jahre wieder organisiert das Teatro La Fenice in dieser prächtigen Stätte des Christentums in Zusammenarbeit mit der Procuratoria di San Marco im Markus-Dom ein Weihnachtskonzert der besonderen Art. Zum Musikgenuss gesellt sich der Augenschmaus einer hell erleuchteten Basilika, in der die dargestellten Bibelszenen wie selten ihre gesamte Pracht entfalten. Normalerweise ist der Chor der Cappella Marciana der uneingeschränkte Protagonist dieses Konzertes. In diesem Jahr wurde das wohl älteste und berühmteste Musikensemble der Welt, das auf das Jahr 1316 zurückgeht, indes von der Schweizer Schola Cantorum Basiliensis unterstützt. Sie ist zwar im Vergleich zur Marciana relativ jung. Gleichwohl hat sie sich unterdessen über die Grenzen der Schweiz hinaus einen anerkannten Namen als Ausbildungsort für Alte Musik gemacht hat. Inzwischen arbeitet die von Paul Sacher gegründete Schule sowohl mit der Musikschule Basel als auch mit der Hochschule für Musik Basel zusammen. ...
Il Discobolo, der Diskuswerfer:
wieder Zankapfel zwischen Deutschland und Italien
Von Vincenzo Delle Donne, Rom
Die Leitung der Münchner Glyptothek, so Italiens Kulturminister Gennaro Sangiuliano, habe wieder die Rückgabe des Diskuswerfers verlangt. Die einzigartige Skulptur hatte Adolf Hitler 1938 in Rom kaufen und nach Deutschland bringen lassen. 1948 wurde sie jedoch wieder an Italien zurückgegeben. "Nur über meine Leiche", kommentierte Minister Sangiuliano die jüngste deutsche Forderung. Hier ist die wechselvolle Geschichte des Verkaufs einer Skulptur, die seit 1938 ein Politikum zwischen Deutschland und Italien darstellt und wie sie 1996 der damalige Kulturminister Antonio Paulucci sah. ...
Roberto Bolle in der Reggia di Caserta
Von Vincenzo Delle Donne, Caserta
Eine einzigartige Kulisse für den Superstar Italiens und seine „Tanz-Freunde“. Die Reggia di Caserta, das Versailles des Südens für den unerreichten Stern des italienischen Balletts. Dass Roberto Bolle nicht nur das Fach des klassischen Balletts, sondern auch des modernen Tanzes beherrscht, hat er hier virtuos gezeigt.
Die 3.000 Zuschauer waren ganz aus dem Häuschen. Roberto Bolle und seine Tanz-Kollegen aus der ganzen Welt haben der diesjährigen Ausgabe des Festival da Re eine ganz besondere Note verliehen. Der künstlerische Leiter des Festivals, Antonio Marzullo, hat weder Mühen noch Kosten gescheut, „Roberto Bolle and Friends“ zu engagieren. Neben Bolle wirkten Ausnahmetänzerinnen und -tänzer wie Bakhtiyar Adamzhan (Astana Opera, Astana), Timofej Andrijashenko (Teatro alla Scala, Mailand), William Bracewell (The Royal Ballet, London), Travis Clausen-Knight (International Guest Artist), Maria Eichwald (International Guest Artist), Nicoletta Manni (Teatro alla Scala, Mailand), Yasmine Naghdi (The Royal Ballet, London), Madoka Sugai (Hamburg Ballet), sowie Casia Vengoechea (International Guest Artist) mit. Für die Klavierbegleitung sorgte Marcelo Spaccarotella.
Ohne Starallüren erfüllte der Superstar nach der Glanzvorstellung in der Reggia di Caserta die zahlreichen Autogrammwünsche des vorwiegend jungen Publikums.
Roberto Bolle ist ein Glücksfall für das italienische Ballett. Der 48jährige Piemonteser ist der Superstar der Tanzszene, der wie kaum ein anderer im Fernsehen und Tourneen ein Millionenpublikum erreicht. Für viele Tanzbegeisterte tritt Roberto Bolle damit in die Fußstapfen der russischen Tanz-Legende Rudolf Nurejew.
Die 18. Architektur-Biennale in Venedig mit Blick auf Afrika
Von Vincenzo Delle Donne, Venedig
Schrägheit und Melancholie herrscht vor, wenn man in Venedig vom Wasser aus die Welt betrachtet. Während auch Italien der Klimakatastrophe dramatisch ins Auge schaut, sucht die 18. Architektur-Biennale den zeitgerechten Blick auf die Architektur-Welt der Zukunft. Das Motto der Schau, die die ghanaisch-schottische Architektin und Autorin Lesley Lokkon kuratiert, lautet: Das Labor der Zukunft.Der Rundgang beginnt am Arsenale. Dort, wo die Seerepublik Venedig ihre unschlagbaren Schiffe baute. Nur aus dem Tod des Alten würde das Neue entstehen, lautet ein Zitat des französischen Schriftstellers und Nobelpreisträgers Anatole France. Es wurde der Arsenale-Schau vorangestellt.Lokkon setzt den besonderen Fokus auf den afrikanischen Kontinent, der sich nicht nur in Sachen Recycling der Ressourcen, sondern auch in der Architektur als Weltmeister in Sachen Nachhaltigkeit präsentiert.89 Aussteller aus der ganzen Welt nehmen an der diesjährigen Biennale di Architettura teil. Zumeist sind es einzelne Architekten, die hier brillieren wollen.Im Padiglione Italia werden Projekte präsentiert, die sich mit der Erhaltung alter Bausubstanz beschäftigen. Das ist für Italien ohnehin das drängendste Thema der Zukunft.Den Goldenen Löwe für sein Lebenswerk erhielt der nigerianische Künstler und Architekt Demas Nwoko. Insgesamt kann man jedoch auf dieser Architektur-Biennale nur wenige Entwürfe sehen. Vieles gleicht eher einer videolastigen afrikanischen Kunstschau.Tatsächlich sind auch im Padiglione Centrale viele afrikanische Künstler vertreten. 22 Architekten interpretieren hier mit ihren schillernden Entwürfen die Zukunft der Architektur.Auch in den 63 nationalen Pavillons liegt der Fokus auf Nachhaltigkeit der Architektur. Der brasilianische Pavillon hat den Goldenen Löwen für das beste Konzept zum Gesamtthema Erde erhalten.Der deutsche Pavillon, den das Berliner Magazin „Arch+“ und die Architekturgemeinschaft „Summercumfemmer Büro Juliane Greb“ kuratieren, ist gewissermaßen wegen Umbau geöffnet.Generationen von Architekten haben sich mehr oder minder gelungen an diesem protzigen Nazi-Bau abgearbeitet.Eine Rampe für Rollstuhlfahrer wurde jetzt als Kontrapunkt hinzugefügt, die als Zeichen von Inklusion und Diversität gefeiert wird, obwohl sie auch baurechtlich unbedingt notwendig war.Jetzt geht von diesem Nazi-Bau ein Signal der Nachhaltigkeit aus, indem Materialien aus 40 Pavillons wiederverwertet werden. Diese hätten nach der letzten Biennale auf der Müllhalde landen sollen.Ein kleiner Lichtblick für die Zukunft?Das Video dazu auf YouTube ist unter der folgenden Adresse zu sehen:
Leonardos Mutter Caterina bzw. Chataria war eine kaukasische Sklavin
von Vincenzo Delle Donne
Nicht nur die frühkindliche Geschichte des Universalgenies Leonardo da Vinci muss neu geschrieben werden, sondern auch Leonardo selbst erscheint jetzt in einem ganz neuen Licht. Denn seine leibliche Mutter war eine schöne und starke Sklavin aus dem Kaukasus. Der erste Universalgenie der Renaissance war gewissermaßen nur zur Hälfte ein Toskaner. Aus einem jüngsten Fund im Staatsarchiv in Florenz geht nämlich hervor, dass Piero da Vinci, Leonardos Vater, die Sklavin Chataria im November 1452 von ihrer florentinischen Herrin Monna Ginevra freikaufte. Zu diesem Zeitpunkt war Leonardo schon ein halbes Jahr alt. Der Notar aus Vinci hatte sie geschwängert, als sie noch eine Sklavin war und sich als Amme verdingen musste.
In den Annalen hieß es bislang, dass Leonardos Mutter nur eine einfache Magd war. Jetzt lässt sich allerdings belegen, dass die junge Kaukasierin von der Venezianern gekauft und als Sklavin über Konstantinopel und Venedig nach Florenz gelangte. Gefangen wurde sie in der östlichsten Kolonie Venedigs: an der Mündung des heute russischen Flusses Don, der im Asowschen Meer mündet. Ihr Schicksal war mit dem von Piraten, Soldaten, Abenteurern und Kurtisanen verknüpft, und sie wurde mehrmals wiederverkauft. Chataria gebar unzählige Kinder und starb 1494 bei ihrem berühmten Sohn in Mailand.
Der „rechte“ Weg in der Flüchtlingspolitik
von Vincenzo Delle Donne
Neue, rechte Regierung, großes altes Problem. Die Massen, die übers Meer nach Italien strömen und dabei Leib und Leben riskieren, lassen sich auch nicht durch rechte Parolen aufhalten. Im kalabrischen Hafenstädtchen Cutro endete die Flüchtlingsfeuertaufe der jetzigen Regierung in einer unsäglichen Katastrophe. Wenige hundert Meter vor der Künste ertranken am 26. Februar mindestens 72 Menschen (darunter ein Drittel Kinder), als ihr Boot von der Türkei kommend auf ein Riff fuhr und zerschellte. Wer illegal mit dem Schiff übers Meer käme, müsse den Tod einkalkulieren, kommentierte Innenminister Matteo Piantedosi zynisch und erntete dafür einen regelrechten Shitstorm.
Als Geste der Wiedergutmachung hielt Ministerpräsidentin Giorgia Meloni die Regierungssitzung in Cutro ab und verabschiedete dort prompt ein neues Regierungsdekret zur Regelung der Flüchtlingsströme. Es sieht einerseits vor, die Strafen für die Schlepper auf bis auf 30 Jahre Gefängnis zu erhöhen; anderseits stellt es die geregelte Einreise von Hunderttausenden von Flüchtlingen in Aussicht. Tatsächlich schreit die Tourismus-Industrie des Nordens und die Agrarwirtschaft des Südens nach neuen Arbeitskräften, die im Land nicht zu finden sind. Im Veneto beispielsweise fehlen rund eine halbe Million Arbeitskräfte; ähnlich dramatisch ist der Arbeitskräftemangel auf den Feldern Apuliens und Kampaniens. „Wir werden den Herkunftsländern der Flüchtlinge Einreisekontingente gewähren, wenn sie uns bei unserer neuen Flüchtlingspolitik unterstützen“, sagte Ministerpräsidentin Meloni. Fazit: Zuckerbrot und Peitsche.
Die Renaissance-Kunst in Ferrara
Von Gianluca Delle Donne
Dass Ferrara neben Florenz, Venedig und Rom auch ein Zentrum der Renaissance-Kunst war, ist selbst vielen Kunsthistorikern ein Novum. Das Geld bei Patriziern und Kirchenfürsten saß zwar in der Stadt am Unterlauf des Po nicht so locker wie anderswo. Doch dem Kunstsachverstand von Isabella d’Este und der Überzeugungskunst ihres Bruders Alfonso I d’Este ist es zu verdanken, dass die lokalen Werkstätten mit den Großen ihrer Zeit konkurrieren konnten. Isabella d’Este heiratete später den Markgrafen von Mantua und bombardierte die größten Künstler der Renaissance so lange mit Briefen, bis sie nachgaben und ihr die verlangten Werke aushändigten. Ihr herzoglicher Bruder Alfonso hingegen, ein geachteter und gefürchteter Condottiero, besaß wohl andere Überzeugungskräfte: seine Söldner und seine Waffen sprachen für sich.
Eine einzigartige Ausstellung, die über 100 Werke von Ercole de’ Roberti, Lorenzo Costa und anderen Ferraresi versammelt, zeigt nun diese unbekannte Seite der italienischen Renaissance. Kuratiert wird die Ausstellung ebenfalls von zwei Ferraresi: dem arbeitssamen Michele Danieli und vom skandalträchtigen Kunsthistoriker und unnachahmlichen TV-Agitator Vittorio Sgarbi, der neben seinen vielen Aktivitäten auch stellvertretender Kulturminister des Landes ist. Der Titel der Schau im soeben behutsam restaurierten Palazzo dei Diamanti, der ehemaligen Residenz der hiesigen Herzogsfamilie, lautet: Rinascimento a Ferrara. Ercole de’ Roberti e Lorenzo Costa.
Ercole de’ Roberti, ein Zeitgenosse Leonardos, besticht in seinen Bildern mit einer spielerischen Leichtigkeit, die der große Florentiner nicht besaß. Sein Schüler Lorenzo Costa, der in frühen Jahren nach Bologna abwanderte und dort über drei Jahrzehnte eine erfolgreiche Bottega betrieb, setzte sein Werk fort und besticht in der Ausstellung beispielsweise durch sein Gemälde der Heiligen Dreikönige aus dem Jahr 1499, in dem er unvergleichlich die Elemente der flämischen Malerei mit denen der florentinischen mischt. Bis Ende Juni kann man in diese einzigartige kunsthistorische Wiedergutmachung an diesen beiden Malern eintauchen.
Die Angst der Spieler vor der Krankheit
von Vincenzo Delle Donne, Mailand
Unter den ehemaligen Fußballprofis der italienischen Seria A geht die Angst um. In den Achtzigern und Neunzigern galt Bella Italia als der Fußballnabel der Welt, in dem sich das meiste Geld verdienen ließ. Die Stars der Welt tummelten sich mit Vorliebe auf dem Apennin, vorzugsweise bei Inter Mailand, dem AC Milan und vor allem Juventus Turin, bei denen die medizinischen Abteilungen Zukunftslaboren ähnelten. Nichts wurde dem Zufall überlassen, und man experimentierte mit allerlei leistungssteigernden Substanzen. Die Rede war sogar von Anabolika, und dem Blutpräparat Erythropoetin. Das entzündungshemmende Mittel Micoren nahmen die Spieler wie den täglichen Espresso. Am liebsten unmittelbar vor dem Spiel, um die Lunge sofort auf Betriebstemperatur zu bringen. Der Erfolg konnte sich sehen lassen.
Vor Jahren schon stellten Wissenschaftler jedoch fest, dass die Rate der Fußballprofis, die an der tückischen amyotrophen Lateralsklerose erkrankten, doppelt und zuweilen dreifach so hoch war als bei der Normalbevölkerung. Jetzt häuft sich die Zahl der ex-Fußballprofis, die an Krebs versterben. Zunächst erwischte es den italienischen WM-Helden von 1982: 2020 verstarb Paolo Rossi frühzeitig an Lungenkrebs, jetzt erwischte es innerhalb kürzester Zeit zunächst den Serben Sinisa Mijailovic (Leukämie) und dann den Liebling der Tifosi Gianluca Vialli (Pankreaskrebs). Sowohl Paolo Rossi als auch Gianluca Vialli wurden bei Juventus Turin zu Weltstars. Ende der Neunziger Jahre wurde Juventus Turin der Prozess gemacht - wegen systematischen Dopings. In diesem Zusammenhang kam ans Licht, dass auch andere Klubs den Spielern das Blutmittel EPO verabreichten.
Jetzt gehen Spieler wie Marco Tardelli und Dino Baggio an die Öffentlichkeit und verlangen Aufklärung. „Wir nahmen Micoren wie Bonbons“, bekannte der frühere Nationalspieler Dino Baggio, der auch für Juventus Turin spielte. Viele ex-Profis, die auch an Krebs erkrankt sind oder Schlaganfälle erlitten haben, trauen sich indes nicht an die Öffentlichkeit.
In der Serie A spielten in dieser Zeit übrigens auch eine Reihe deutscher Legionäre wie zum Beispiel Karl-Heinz Rummenigge, Lothar Matthäus, Andy Brehme, Jürgen Klinsmann und Oliver Bierhoff. Geht jetzt auch bei ihnen die Angst um?
Phantom der Cosa Nostra
von Vincenzo Delle Donne, Rom
Das Phantom der Cosa Nostra begab sich lässig und ohne Body Guards in die noble Privatklinik La Maddalena von Palermo, um sich einer neuen Chemotherapie zu unterziehen. Beim obligaten Corona-Test scherzte er mit den anderen Patienten und machte Selfies mit seinem Onkologen. Auch an diesem Tag, der sein letzter in Freiheit sein sollte, ließ er sich unter dem Namen Andrea Bonafede behandeln und wusste nicht, dass er schon von über 50 Polizisten eingekreist war. Nach anderthalb Stunden passierte, was kaum jemand für möglich gehalten hatte: Der 60jährige Boss der sizilianischen Cosa Nostra, Matteo Messina Denaro, konnte tatsächlich verhaftet werden. Seine Spitznamen sind mehr oder weniger fantasievoll: U siccu, der Dünne, Diabolik oder einfach Rolex. Bei dem Friseur seines Vertrauens ließ er sich Pietro nennen. Nach der Verhaftung von Totò Riina und Bernardo Provenzano stieg Messina Denaro zum Boss der Bosse auf. Das gesamte Land rätselt nun, ob die sizilianische Mafia damit wirklich vor dem Ende steht. ... Belpaese
Einzigartige Bronzestatuen, die Etrusker mit Römern verbinden
Von Gianluca Delle Donne
In toskanischen San Casciano nahe Florenz haben Archäologen im Schlamm einer jahrtausendealten Thermalanlage einen historischen Sensationsfund gemacht. Sie fanden mehr als 24 einzigartige Bronzefiguren, andere wichtige Gegenstände und Opfergaben sowie Tausende von Gold-, Silber- und Bronzemünzen, die aus dem 2. Jahrhundert vor Christus bis zum 1. Jahrhundert nach Christus stammten und das Verhältnis zwischen Römern und Etruskern neu beleuchten. ... Kult Italia
Segeln wir auf den Spuren des Odysseus im Golf von Neapel
In einem einzigartigen Törn segeln wir auf den Spuren des Odysseus im Golf von Neapel. Die Reise beginnt an der Amalfi-Küste und führt dann nach Capri und Ischia. Anschließend geht es zu den pontinischen Inseln Ventotene und Ponza. Dabei gibt es eine einzigartige Begegnung mit Delphinen.
Eine alte Schuld im neuen Licht
von Vincenzo Delle Donne, Bologna
Auch die Bundesrepublik Deutschland wird von den Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingeholt, die Nazi-Schergen in Italien während des Zweiten Weltkrieg verübten. Wenn die Täter nicht vor Gericht gestellt werden können, so muss die Bundesrepublik als Rechtsnachfolger des Nazi-Regimes zumindest Schadensersatz an die Opfer der Hinterbliebenen leisten. So die einleuchtende Begründung von Richtern, die in den letzten Jahren mit ihren Urteilen Schlagzeilen machten. Den Anfang machte ein Gericht, das dem Sohn des früheren Partisanen Gualberto Cavallina nach einem jahrelangen Rechtsstreit eine Entschädigung zusprach. Cavallina war ein Partisan aus der Emilia, der gegen die deutschen Besatzer kämpfte, dann gefangen genommen und in deutsche Konzentrationslager deportiert wurde. Sein Sohn Diego hat nun nach dem Tod des Vaters vom römischen Kassationshof einen Schadensersatz von € 100.000 vom deutschen Staat zugesprochen bekommen. Da der deutsche Staat sich weigerte, die Summe zu zahlen, wollte das Gericht dafür das römische Goethe-Institut, die Deutsche Schule in Rom und das deutsche archäologische Institut in Rom pfänden lassen.
Ein anderes Gericht in Bologna ist nun der gleichen Argumentation gefolgt und hat in erster Instanz den 33 Nachkommen der Opfer des Massakers von Marzabotto ebenfalls Schadensersatz durch die Bundesrepublik Deutschland zugesprochen. Im Herbst 1944 wurden in dem emilianischen Dorf rund 800 Kinder, Frauen und Männer von deutschen Besatzungstruppen und deren italienischen faschistischen Kollaborateuren als Vergeltungsmaßnahme ermordet. Nur der österreichische Major Walter Rederer, der auf Befehl von Feldmarschall Albert Kesselring handelte, wurde von einem Militärgericht dafür zu lebenslanger Haft verurteilt und verbüßte die Strafe im Militärgefängnis von Gaeta, ehe er 1985, 6 Jahre vor seinem Tod begnadigt wurde. Der von einem britischen Militärgericht angeordnete Todesstrafe entging Kesselring nur, weil die Strafe auf Betreiben Churchills in eine lebenslange Haftstrafe umgewandelt worden war. Schon 1952 wurde Kesselring jedoch gänzlich begnadigt und stieg zum geschätzten Militärberater von Konrad Adenauer auf.
Beweise gab er auch zuhauf gegen weitere Mittäter der 16. SS-Panzergrenadier-Division „Reichsführer-SS“. Doch die Ermittlungen verliefen ab Anfang der sechziger Jahre sowohl in Italien als auch in Deutschland im Sande. Die Bundesrepublik Deutschland braucht sich allerdings über die jüngsten Urteile nicht den Kopf zu zerbrechen. Denn die Nachkommen der Opfer werden nun wohl vom italienischen Staat entschädigt. Ministerpräsident Mario Draghi hat eigens einen Fond einrichten lassen, aus dem die Opfer entschädigt werden. Schließlich hatte der italienische Staat selbst gegenüber der Adenauer-Regierung in einem bilateralen Vertrag auf sämtliche Ansprüche verzichtet, die aus den Gräueltaten der deutschen Besatzungstruppen resultierten.
Römische Mona Lisa gefunden
von Daniele Delle Donne, Rom
In Rom wurde Mitte Februar 2022 ein sensationeller Fund gemacht. Im Montecitorio-Palast, dem Sitz der italienischen Abgeordnetenkammer, fand man in einem entlegenen Depot die "römische Mona Lisa". Im Palazzo Barberini, das zu den wichtigsten Museen Roms gehört, schlummerte das Gemälde über ein Jahrhundert lang und war Teil der Torlonia-Sammlung, bis das Tafelbild 1925 an das römische Parlament ausgeliehen wurde.
Die Kopie des berühmtesten Gemälde der Welt stammt wahrscheinlich von Leonardos Mailänder Schüler Bernardino Luini und ist so perfekt, dass Leonardo selbst wohl Hand anlegte. Im 18. Jahrhundert wurde das Tafelbild auf eine Leinwand übertragen.
Wer war die verschmitzt lächelnde, sinnliche Frau? Lisa Gherardinini, die Ehefrau des reichen Florentiners Francesco del Giocondo, der das Portrait bei Leonardo in Auftrag gab? Oder stellte sie gar die Kurtisane Pacifica Brandani aus Urbino dar und hatte vielleicht ihr Liebhaber Giuliano de’ Medici das Gemälde in Auftrag gegeben? Antworten auf diese spannenden Fragen und auf das turbulente Leben des Universalgenies aus Vinci finden Sie in Vincenzo Delle Donnes Leonardo-Biographie „Avanti, avanti, Leonardo!“, die 2019 anlässlich des 500. Todestages von Leonardo auf Deutsch erschien.
Ein einzigartiges Buch zu Venedigs 1600. Geburtstag
Das Buch Venedig: Liebe, Leid und Laster von Vincenzo Delle Donne erzählt die Geschichte Venedigs durch besondere Menschen, die hier lebten, liebten oder starben. Ausgehend von der Flucht in die Lagune und der Gründung der Stadt, bis zum Aufstieg zur mächtigen Seerepublik und deren Untergang erzählt der italienische Journalist aus dem Buch des Lebens von großen Venezianern wie Marco Polo, Antonio Vivaldi und Giacomo Casanova, aber auch von berühmten Venedig-Reisenden wie Lord Byron, Richard Wagner und Peggy Guggenheim, die in der Lagunenstadt ihren Tod oder ihr Glück fanden. So nimmt mosaikartig ein ganz neuartiges Venedig-Bild Konturen an. Eine akribische Spurensuche, die natürlich weder die Maskeraden des Karnevals noch den Glanz seiner großen Maler Giorgione, Tiziano und Tintoretto auslässt. Mit viel Liebe zum biographischen Detail eröffnet sich dem Leser so das intime Wesen der einzigartigen Stadt durch die Jahrhunderte und die Geschichte, in der sowohl Giacomo Casanova seine Liebeskünste zelebrierte als auch geniale Kurtisanen zu Dichterinnen und selbstbewusste Frauen zu Musen für grandiose Maler und unheilvolle Diktatoren wurden. Hier kann das Buch bestellt werden:
https://www.epubli.de/shop/buch/Venedig-Liebe-Leid-und-Laster-Vincenzo-Delle-Donne-9783754145500/116267
Gottvaters 700. Todestag
von Vincenzo Delle Donne, Forlì
Dante Alighieri gilt als der übermächtige Vater der italienischen Sprache und Literatur. Der Florentiner war Dichter, Philosoph und Politiker. Mit seiner grandiosen Göttlichen Komödie prägte er wie kaum ein anderer die Literatur, das Denken und Ästhetik des Abendlandes. Mit großem kunsthistorischen Sachverstand gedachte man im Museo San Domenico von Forlì dem großen Nationaldichter, dessen 700. Todestag sich im kommenden September jährt. Eine außergewöhnliche Ausstellung zeigte Dantes großen Einfluss auf die Kunst: von der Renaissance bis hin ins 20. Jahrhundert. 300 Exponate, die von Gianfranco Brunelli und dem Deutschen Eike Schmidt sorgfältig ausgesucht wurden, zeigten eindringlich, wie groß der Einfluss Dantes auf die nachfolgenden Kunstepochen war ...
Die Mona Lisa: ewiges Rätsel?
von Vincenzo Delle Donne
Die Mona Lisa: Leonardo da Vincis Frauenportrait ist das berühmteste Gemälde der Welt und hängt im Pariser Louvre. Das Universalgenie malte oft seine Bilder nicht zu Ende. Das war bei der Mona Lisa nicht anders, die sein ständiger Begleiter wurde. Denn er verstand sich in erster Linie als Erfinder. Nur rund 14 Gemälde werden Leonardo eindeutig zugeschrieben. Mit seiner Mona Lisa erreichte die Portraitmalerei der Renaissance gleichwohl ihren Höhepunkt.
Jahrhundertelang rätselte man, wer diese Frau gewesen sei, die ironisch und sinnlich den Betrachter anschaut. Was wurde in dieses Gemälde nicht alles hineininterpretiert, von dem es unzählige Kopien gibt: Es würde die Kaufmannsfrau Lisa del Giocondo darstellen, sei ein Selbstportrait Leonardos, eine Darstellung seines geliebten Dieners Salaj. Oder eine Mischung aus alledem, um das perfekte Portrait zu erstellen.
Wer war eigentlich die Mona Lisa und wie viele Mona Lisa-Bilder malte Leonardo? Neueste Archivfunde, über die wir hier exklusiv berichten, werfen ein neues Licht auf die Entstehungsgeschichte dieses einzigartigen Frauenportraits und dürften für hitzige Debatten unter Kunsthistorikern sorgen.
´O sole mio: Siegeszug eines Liedes
von Gianluca Delle Donne
´O sole mio ist die eigentliche Hymne Neapels und wurde 1898 komponiert. Die Worte dieses weltberühmten Volksliedes stammen vom Journalisten Giovanni Capurro, der sie einer angebeteten neapolitanischen Edeldame widmete. Vertont wurde es vom Maestro Eduardo di Capua, während er auf der russischen Krim verweilte und vor Sehnsucht nach Neapel verging. ´O sole mio gehört zwar zu dem populärsten Liedern der Welt, aber die Urheber hatten nichts von seinem späteren Erfolg. Beide starben in bitterer Armut.
Das Lied wurde im neapolitanischen Dialekt verfasst. Der neapolitanische Jahrhunderttenor Enrico Caruso nahm 1916 mit ´O sole mio in Amerika eine Schallplatte auf und startete somit den Welterfolg des Liedes. Auch Luciano Pavarotti und zuletzt Plácido Domingo mit der spanischen Sopranistin Saioa Hernández interpretierten das populäre Lied.
Übrigens, 2002 hat ein Turiner Gericht die Mit-Autorenschaft von Alfredo Mazzucchi an ´O sole mio verfügt. Der damals 20jährige hatte dem Maestro Eduardo di Capua 23 Motive überlassen, die dieser unter seinem Namen veröffentlichte. Darunter war auch ´O sole mio! In diesem exklusiven Film liefern wir eine einzigartige Verbindung von Musik und Bildern:
Die Restaurierung der Alexander-Schlacht
von Daniele Delle Donne
Pompeji, die antike römische Stadt am Vesuv, wurde 79 nach Christus unter Meter hoher Lava-Asche begraben. Fast 1700 Jahre wurde die Stadt so unfreiwillig für die Nachwelt konserviert. Seit 1748 graben hier Archäologen und fördern Sensationelles zu Tage: so z.B. in der berühmten Villa del Fauno, der Villa des Fauns. Nach einzigartigen Faun-Skulptur benannt, die hier gefunden wurde und später viele Künstler inspirierte. Das absolute Highlight des Archäologischen Nationalmuseums von Neapel stammt aber auch aus der Villa del Fauno: Es ist das monumentale Mosaik aus dem 2. Jahrhundert vor Christus, das die legendäre Schlacht Alexander des Großen gegen den König Darius III. von Persien darstellt. Die Schlacht von Issos oder Gaugamela, die den jungen mazedonischen König im vierten Jahrhundert vor Christus unsterblich machte.
Eine Restaurierung dieses grandiosen Mosaiks, das in jedem Geschichtsbuch der Welt abgebildet wird, ist jetzt unbedingt notwendig. „Wir werden zunächst das gesamte Mosaik abnehmen. Dann wollen wir mit den modernsten Techniken genau feststellen, ob das Mosaik nur auf der Oberfläche beschädigt ist oder ob auch der Untergrund Schäden aufweist", sagt die Leiterin der Restaurierung, Amanda Piezo. Denn es könnte sein, dass die jetzt sichtbaren Oberflächenschäden vom Untergrund herrührten.
Das sensationelle Mosaik, das die römische Kopie eines griechischen Originals ist, wurde in Pompeji 1831 gefunden. Die Entdecker machten jedoch den Fehler, es aus der Villa del Fauno abzunehmen und 1844 nach Neapel zu bringen. Für die 7 Tonnen schwere Ladung waren damals 16 Ochsen notwendig, die die Karren mit der wertvollen Ladung zogen. Unterwegs passierte jedoch ein unheilvolles Malheur: Teile der Ladung fielen von den Karren und gingen zu Bruch. Im Archäologischen Nationalmuseum wurden die Puzzle-Stücke dann wieder zusammengesetzt.
„Bei unserer Restaurierung geht es in erster Linie darum, dieses großartige Mosaik zu erhalten. Damit dies geschehen kann, müssen wir jedes Detail dieses einzigartigen Meisterwerkes erforschen“, sagte der Kunsthistoriker Antonio De Simone. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis 2022 an. Interessierte können auf der Website des Museum die einzelnen Phasen der Restaurierung verfolgen.
Die Einsamkeit von Papst Franziskus
von Vincenzo Delle Donne
Die Worte von Papst Franziskus zum jüngsten Skandal um veruntreute Gelder des Vatikans waren unmissverständlich. „Der Kern der Korruption ist der Götzendienst und, dass man die Seele an den Gott des Geldes verkauft hat. Ein Bischof, der nach unehrlichen Verdiensten giert, ist eine Katastrophe für die Kirche. Denn der Teufel kehrt durch die Taschen ein!“, sagte er. Diese Worte waren eine unmissverständliche Anspielung auf Kardinal Angelo Becciu, der für die Veruntreuung von Vatikan-Geldern verantwortlich sein soll. Der Schaden soll rund 100 Millionen Euro betragen haben. Neben dem Vorwurf, Gelder veruntreut zu haben, soll Kardinal Becciu Familienmitglieder mit Hunderttausenden von Euro begünstigt haben.
Das römische Nachrichtenmagazin L’Espresso berichtete exklusiv über den jüngsten Skandal im Vatikan. „Verjagt alle Händler aus dem Tempel!“ titelte das Magazin. Papst Franziskus entließ den Präfekten für die Heiligsprechung umgehend aus allen Ämtern.
Die Ermittlungen kamen durch die Aussagen von zwei ehemaligen Mitarbeitern des Kardinals in Gange. Insgesamt stehen 8 hochrangige Würdenträger und Finanziers im Verdacht, durch eine Reihe verwirrender Transaktionen in Steuerparadiese die Vatikan-Gelder veruntreut zu haben.
Es gab aber auch dubiose Immobilienkäufe in der englischen Hauptstadt. Man spricht von einem Gesamtvolumen von rund 450 Millionen Euro. Alle Käufe sollen direkt oder indirekt über die römische Zentrale der Vatikanbank abgewickelt worden sein.
Nach dem Skandal über die Missbrauchsfälle durch katholische Würdenträger muss Papst Franziskus sich nun dieser neuen Prüfung stellen. Er sieht derweil nur einen Ausweg aus dieser Krise. „Wir haben nur die Wahl der Wahrheit“, bekannte er unmissverständlich.
Hier der Film zu diesem Skandal:
Ein kleiner Schritt mit großen Folgen?
von Daniele Delle Donne
Es tut sich in bella Italia also doch noch etwas, was politische Veränderungen angeht. Eigentlich wird in Italien seit Jahrzehnten von dringend notwendigen Reformen gesprochen, die umgesetzt werden müssten, damit das Land weiterhin wettbewerbsfähig sein und wirtschaftlich wachsen kann. Der behäbige Staatsapparat und der monströse Bürokratieapparat sind auf dem Apennin ja beinahe sprichwörtlich und ein wahres Gräuel für jeden ausländischen Investor.
Auch die EU-Kommission und Weltbank haben die dringend notwendigen Reformen deshalb immer wieder angemahnt. Doch was in der politischen Praxis folgte, waren meistens nur leere Versprechen. Der letzte Politiker, der an diesem Reformanspruch scheiterte, war Matteo Renzi. Jetzt ist jedoch hauptsächlich auf Bestreben der 5-Sterne-Bewegung Leben in den Prozess des Wandels gekommen. Ein Steckenpferd in ihrem Parteiprogramm war die Reduzierung der Volksvertreter in der Abgeordnetenkammer und im Senat.
In einem Referendum hat sich das Land nun mit einer satten Mehrheit von über zwei Drittel dafür ausgesprochen, die Zahl der Abgeordneten auf 400 und die der Senatoren auf 200 zu reduzieren. Ein Signal, das Hoffnung für weitere Reformen macht. Der sizilianische Schriftsteller Tomasi di Lampedusa legte in seinem berühmten Roman „Der Leopard“ der Figur Tancredi den bezeichnenden Satz in den Mund, der zwar wie ein Widerspruch klingt, aber eigentlich zum Leitmotiv der sizilianischen, aber auch italienischen politischen Seele geworden ist: „Wenn wir wollen, das alles so bleibt, wie es ist, muss alles sich ändern“. Sollte jetzt ein Reformprozess doch noch in Gang kommen?
In Dolce-Italia-TV
Das unverhoffte Comeback von Plácido Domingo
Startenor Plácido Domingo wurde im Herbst 2019 wegen des Vorwurfs sexueller Belästigung in der Opernwelt an den Pranger gestellt. Seine glänzende Karriere schien, ein unrühmliches Ende zu nehmen. Dann erkrankte der 79jährige im Februar 2020 zudem an Corona und kämpfte mit dem Tod. Mit unglaublicher Kraft feierteC jedoch der Spanier am 22. August 2020 vor dem Prachtschloss im süditalienischen Caserta ein überraschendes Comeback, bei dem er seine bekannte Stimmgewalt unter Beweis stellte. Das ist hier ein filmischer Exklusivbericht über die innere Kraft eines Jahrhunderttenors, der in Italien wie Phönix aus der Asche wieder auferstanden ist.
Pompeji: Auch die weltberühmte Ausgrabungsstätte kämpft derzeit mit den dramatischen Folgen der Corona-Pandemie. Der Direktor der Ausgrabungsstätte am Vesuv, Prof. Massimo Osanna, gewährte uns ein Exklusiv-Interview, in dem er nicht nur die Ausstellung "Venustas. Grazie und Schönheit in Pompeji" erläutert, sondern auch den Erfolg seiner Arbeit als Museumsdirektor illustriert. Daneben präsentiert die Kunsthistorikerin Susanne Delle Donne einige archäologische "Bonbons" von Pompeji.
Erinnerung an Christo und seine Floating Piers am Iseo-See
von Susanne Delle Donne
Christo, der legendäre Aktions- und Verhüllungskünstler, ist im Alter von 84 Jahren in New York gestorben. Mit seiner Ehefrau Jeanne-Claude verhüllte er nach jahrelanger Vorarbeit u.a. 1995 den Deutschen Reichstag. Nach dem Tod von Jeanne-Claude legte der rastlose Christo auch einen gigantischen Steg aus Stoff über den lombardischen Iseo-See. Die schwimmenden Stege waren 16 Meter breit und gut drei Kilometer lang und verbanden das Festland mit zwei Inseln im See. 70.000 Quadratmeter Hightech-Stoff in changierendem Gelb-Orange verfremdeten den See temporär und luden zu Erkundungen aus ungewöhnlicher Perspektive ein. Die Betrachter spürten die Wellen unter den Füßen. Einen vorgegebenen Parcours gab es nicht. Die Installation war Tag und Nacht von allen Seiten und Punkten aus zugänglich, und ihre Begehung war gratis. Die schwimmenden Stege vereinten mehrere Kunstformen. Tatsächlich enthielt es Elemente der Skulptur, aber auch der Architektur und der Stadtplanung. Die Stoffstege bestanden aus extrem dicht gewobenem Nylon, getragen von 20.000 miteinander verbundenen Kanistern. Hier ist der filmische Exklusiv-Bericht zum sagenhaften Kunstprojekt “Foating Piers” als Hommage an einen großen Künstler.
Raffaello di Sanzios 500. Todestag: Der Meister der Natur
von Vincenzo Delle Donne, Rom
Schöne, unglaubliche und absurde Legenden ranken sich um Raphaels Geburts- und Todestag. Am Karfreitag geboren zu werden, was wahrscheinlich unzutreffend und wohl Giorgio Vasaris grenzenlosem Schwärmen geschuldet ist, und am 6. April 1520 ebenfalls an einem Karfreitag viel zu früh zu sterben, wurde im „unheiligen Rom“ als Zeichen Gottes gewertet. Was Jesus für das Christentum war, sei Raphael gewissermaßen für die Renaissancekunst gewesen, so die Lesart der Zeitgenossen, die nebenher das Adjektiv „göttlich“ suggerierten. Mit nur 37 Jahren nach einer 15tägigen, mysteriösen Krankheit zu sterben, die ein stetig ansteigendes Fieber verursachte und gegen die die behandelnden Ärzte mit wiederholtem Aderlass vorgingen, nährte zusätzlich endlose Spekulationen. Vasari bezeichnete die Krankheit als „Liebeskrankheit“. Es kursierten aber viele Gerüchte über seinen Tod. Andere Quellen sprechen von Vergiftung. Aber von wem und warum? Hatten Raphaels Konkurrenten wie Michelangelo vielleicht ihre Hand im Spiel? Für diese wilden Spekulationen gab es nie den Hauch eines Beweises.
In Zeiten der Corona-Krise leidet auch die italienische Kunst erheblich. “Ulisse: l’arte e il mito” ist eine großartige Ausstellung, die am 15. Februar im einzigartigen Museumskomplex des ehemaligen Klosters San Domenico von Forlì nur für wenige Tage eröffnet wurde. Wegen der lebensbedrohlichen Pandemie musste die Kunstschau nach knapp einer Woche wieder geschlossen werden. Dabei erzählt die einmalige Schau anhand von 250 erlesenen Exponaten die Wirkung von Homers mythischem Helden Odysseus auf die Kunstgeschichte des Okzidents. Diese faszinierende Kunstreise, die fast 3000 Jahre dauert, droht nun, in Vergessenheit zu geraten. Bei der Eröffnung hatten wir das Glück, einige wichtige Stücke zu filmen. Hier ist nun der Exklusiv-Beitrag, bei dem der Kurator Fabrizio Paolucci durch die Ausstellung führt.
Wie wurde der uneheliche Sohn eines ländlichen Notars zum Universalgenie der gesamten Menschheit? 500 Jahre nach seinem Tod ist bei Leonardo immer noch rätselhaft: sein Aussehen, seine Gemälde, die Wendungen seines Lebens. Auf dem Wissen der Antike aufbauend leitete Leonardo da Vinci die Ära des modernen Menschen ein. Er war dabei stets ein Getriebener, ein Rastloser, ein Suchender. Leonardo war dafür bekannt, Pläne nicht zu Ende zu bringen, Bilder oder Skulpturen unfertig zu belassen oder andere Desaster zu hinterlassen, weil sein Interesse plötzlich von anderen Dingen vereinnahmt wurde. Leonardo war Maler, Architekt, Erfinder, Homosexueller, Linkshänder, Vegetarier und Humanist. Heute verehren wir Leonardo als Maler, der die Kunst der Renaissance revolutionierte. Doch seine fürstlichen Auftraggeber lobten und umwarben den Forscher, den Militärstrategen und höfischen Unterhalter in ihm, der mit seinen bahnbrechenden Entdeckungen ein neues Zeitalter einläutete ―und ein altes, neues Denken erfand. Dabei erhob er die „Erfahrung“ zur höchsten Maxime menschlichen Handels. Leonardo da Vinci hinterließ eine Enzyklopädie des Wissens seiner Zeit und wagte sich in Sphären, die bis dahin als absolute Tabus galten.
Vincenzo Delle Donne erzählt in seinem Buch "Avanti, avanti, Leonardo!" (Aus dem unheiligen Leben des Universalgenies aus Vinci) spannend und erhellend Leonardos beispiellose Karriere – wie er zum Protagonisten der Renaissance in Florenz und zum Vater einer gesamten Künstlergeneration wurde. An Leonardo maßen sich Michelangelo und Raphael, die ihn schließlich künstlerisch überstrahlten.
Die Biographie gibt es sowohl als gedruckte Ausgabe als auch als eBook. Man kann man sie bei Amazon kaufen bzw. bestellen.
von Susanne Delle Donne, Venedig
Sein und Zeit und ihre heutige schleichende Apokalypse. Die 58. Esposizione Internazionale d’ Arte di Venezia, die New Yorker Ralph Rugoff kuratiert steht just unter dem Motto: May You Live in Interesting Times. Mit Witz, Genuss und Schrecken, aber immer mit einer sehr politischen Message, inszenieren die 79 Künstler der Welt Rugoffs Vorgabe. Herausragend ist Christoph Büchels Beitrag, der das Schiffswrack einer Flüchtlingstragödie präsentiert, auf dem über 700 Menschen 2015 das Leben verloren. Erschütternd ist auch die Rekonstruktion der Mauer von Teresa Margolles “Muro Ciudad Juáres”, die zwischen Mexiko und des USA stand. Dass Beton auch in Köpfen den Lauf der Dinge nicht aufhalten kann, zeigt im deutschen Pavillon auch Natascha Sadr Hagighian, die sich in Natascha Süder Happelmann umbenannt hat. Die Kuratorin ist Franciska Zólyom. Hier exklusiv das Video der offiziellen Eröffnung:
Tintoretto: Rebell und Malergenie
von Vincenzo Delle Donne, Venedig
Tintoretto, übersetzt Färberlein, wie er abschätzig genannt wurde, war ein Autodidakt und nach dem florentinischen Künstlerbiographen Vasari “leidenschaftlich”, “schrecklich” und verfügte über einen unbändigen Willen. Sein wahrer Name war Jacopo Robusti und er orientierte sich an Michelangelo, Raphael und Giulio Romano. Den Spitznamen erhielt er, weil sein Vater Stofffärber in der Lagunenstadt war. Meisterlich konnte er in seinen Bildern mit der Perspektive und dem Licht umgehen und schaffte Werke voller Bewegung, Dramatik und Widerspruch. Die Musei Civici di Venezia und die National Gallery of Art di Washington feiern nun mit hinreißenden Ausstellungen den 500. Geburtstag des Künstlers, der neben Tiziano, Giorgione und Veronese nicht nur die Malerszene in Venedig, sondern auch die Spätrenaissance in Italien und in Europa beeinflusste...
58. Kunst-Biennale in Venedig: Ralph Rugoff kuratiert
von Vincenzo Delle Donne, Venedig
Ralph Rugoff hat bei der Pressekonferenz im Biennale-Palazzo am Canal Grande nichts von seiner stoischen Ruhe verloren, auch wenn Biennale-Präsident Paolo Baratta ihn schlagartig ins internationale Rampenlicht der modernen Kunstwelt katapultiert hat. Rugoff redet langsam und bedächtig, als dozierte er vor einer Klasse von Kunststudenten über die Rolle der zeitgenössischen Kunst heute. Dabei ist der 61jährige Leiter der Londoner Hayward Gallery, der in New York geboren wurde, ab sofort Kurator der 58. Esposizione Internazionale d’ Arte di Venezia, die auch unter seiner Ägide 2019 den Nabel der modernen Kunstwelt darstellt. Kunst und Zeit, Interkonnession und Erfahrung scheinen dabei die Kategorien, auf die Rugoff programmatisch setzt. Seine Kunstschau in der Lagunenstadt hat den klar filosofischen Titel May You Live in Interesting Times (Mögest du in interessanten Zeiten leben!) ...
Hier ist der exklusive Filmbeitrag zu Rugoffs Vorstellung in Venedig:
16. Biennale d’ Architettura in Venedig oder: die Suche nach Freiräumen
von Susanne Delle Donne
Die Vorgabe war von vorneherein sehr ambitioniert: Es sollte um das Nachdenken über freie, öffentliche und kostenlose Räume gehen, die es in der schillernden Welt der Architektur zuhauf gebe. Herausgekommen ist ein wahrhaftiges Manifest über die Bedeutung des freien Raumes, was Biennale-Präsident Paolo Baratta sehr zu freuen scheint. Freespace ist folgerichtig das ambitionierte Motto der 16. Biennale dell’Architettura 2018 di Venezia, die diesmal das bekannte irische Architekten-Duo Yvonne Farrell e Shelley McNamara kuratieren. Die weltgrößte Architektur-Schau mutet tatsächlich auch sinnlich, farbenfroh, kreativ und optimistisch an. Aber auch ein bisschen exaltiert. Sie ist fast schon eine Hymne an die vielen generösen und aufrüttelnden Projekte aus der ganzen Welt. Auch aber eine Metapher für eine Architektur, die das Spiel mit Licht, Sonne, Schatten, Mond, Luft, Wind und Anziehungskraft förmlich und variantenreich zelebriert. ...
Janine von Thüngens Skulpturen in Palladios Malcontenta-Villa
von Vincenzo Delle Donne
Janine von Thüngen lebt und arbeitet seit nunmehr 17 Jahren an der Via Appia in Rom. Zuvor suchte die deutsche Bildhauerin in Antwerpen, New York, Moskau und Paris nach ihrem eigenen Stil in der schrillen und schnelllebigen Kunstwelt. Doch erst in der Ewigen Stadt kam ihr gewissermaßen die richtige Eingebung. Hier entstand nämlich die Idee für Bronzeplastiken, die höchst eigenwillig gewissermaßen Zeit und Raum verbinden und überwinden. Und der Ort der besonderen Eingebung hätte nicht mythischer und geschichtsträchtiger sein können: die sagenumwobenen römischen Katakomben, die durch die Christenverfolgungen zu unrühmlicher Berühmtheit gelangten.
Rosanna Marziale:
Die neue Botschafterin der Küche des Südens
von Daniele Delle Donne
Rosanna Marziale ist der neue Stern am italienischen Kochhimmel. Eine grazile Power-Frau, die durch ihre Exklusivität und Kreativität besticht. Sie hat das Kochen von der Pike auf gelernt. Erst im „Le Colonne“-Restaurant der Eltern in Caserta. Dann zog sie in die Koch-Welt hinaus. Bei illustren Sterneköchen wie Gianfranco Vissani und Martin Berasategui erhielt sie dann den Feinschliff. ...
Art Déco: die italienische Kunst des Schönen und Vergänglichen
von Susanne Delle Donne
Art Déco heißt die italienische Folgeströmung des Jugendstils der Wiener Sezession. Auch sie ist ähnlich verspielt, mondän und sinnlich und hat die Kunst der Zwanziger Jahre maßgeblich geprägt. Seine Künstler gaben sich nach der dramatischen Erfahrung des Ersten Weltkrieg dem Schönen und Vergänglichen hin. Eine sehenswerte Ausstellung in den Musei di San Domenico in Forlì zeigt hauptsächlich die italienische Seite dieser Kunstströmung, die nennenswerte Ableger auch in anderen europäischen Ländern wie Frankreich und Spanien hatte. ...
Raphaels “Fornarina": rätselhaft schöne Bäckerstochter oder römische Edelhure?
von Gianluca Delle Donne
Das Rätsel um die junge Dame mit dem liebreizenden Busen, die Raphael kurz vor seinem Tod malte und inspirierte, dauert nun beinahe 500 Jahre an. Ihre Identität ist unter Kunsthistorikern umstritten, aber als sicher gilt, dass sie für den Göttlichen Geliebte und zugleich Muse war....
Hier auch ein filmischer Eindruck von einem einzigartigen Meisterwerk:
Kult Italia
15. Architektur-Biennale in Venedig: auf der Suche nach neuen städtebaulichen Impulsen
von Susanne Delle Donne
Der martialisch anmutende Titel der 15. Architektur-Biennale „REPORTING FROM THE FRONT“, den der chilenische Kurator und frischgebackene Pritzker-Prize-Träger Alejandro Aravena gewählt hat, suggeriert, dass die moderne Architektur derzeit einen (aussichtslosen?) Krieg kämpft - im Spannungsfeld von stetiger Urbanisierung oder Verödung und handfesten Kapitalinteressen. Das führt dazu, dass der überwiegende Teil der Menschheit vom Segen der modernen Architektur ausgeschlossen ist und nur „vor sich hinhausen“ kann. In der Tat versteht sich diese Ausgabe der Biennale in Venedig unter der Ägide des etwas behäbig wirkenden Präsidenten Paolo Baratta als ein Front-Bericht der besonderen Art ....
Juwelen einer privaten Kunstsammlung
von Gianluca Delle Donne
Vittorio Cini war ein umtriebiger Tausendsassa und eine schillernde Jahrhundertfigur obendrein. Er war Faschist, Industrieller und Kunstmäzen und stammte eigentlich aus Ferrara. Cini war auch ein leidenschaftlicher Venedig-Liebhaber, und zwar so sehr, dass er die Lagunenstadt zu seiner Wahlheimat auserkor. Im Dorsoduro kaufte er sich einen repräsentativen Palazzo und lebte zeitlebens hier - bis zu seinem späten Tod. Cini gelang auch das Kunststück, vom italienischen Staat eine gesamte Insel gewährt zu bekommen: die San Giorgio-Insel mit ihren diversen kunsthistorischen Schätzen, die er dann gleichsam in Eigenregie restaurieren ließ. Auf der Insel hat jetzt die renommierte Fondazione Cini, die den künstlerischen Nachlass des im Faschismus geadelten Unternehmers, ihren Sitz. ...
Video zu einer einzigartigen Tiepolo-Ausstellung in der Villa Manin (Udine):
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